Alto30: Archäologische Begleitung – Funde in der Tiefe
Das Dorf Aubing im Westen Münchens ist nicht nur überirdisch ein geschichtsträchtiger Ort. Auch unter der Erde können wertvolle Zeugnisse vergangener Zeiten auf ihre Entdeckung warten. Aus diesem Grund war für die Hönninger Wohnbau GmbH eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis notwendig, bevor mit den Arbeiten in der Altostraße 30 begonnen werden konnte. Zur fachkundigen Unterstützung wurde die Grabungsfirma 3Archäologen GbR beauftragt.
Wann und warum eine archäologische Begleitung in Aubing erforderlich war, wie diese durchgeführt wurde und wie die Experten der Grabungsfirma das Bauprojekt Alto30 aus archäologischer Sicht sehen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Warum eine archäologische Begleitung?
Aubing gehört zu den ältesten besiedelten Gebieten im Raum München und wurde bereits im Jahr 1010 erstmals urkundlich erwähnt. Dort archäologische Hinterlassenschaften zu vermuten, ist mehr als naheliegend.
Im Boden befindliche materielle Zeugnisse längst vergangener Zeiten werden laut Definition des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes als Bodendenkmäler bezeichnet und liefern oft wertvolle geschichtliche Informationen. Der Begriff Bodendenkmal umfasst sowohl unbewegliche Strukturen wie Gruben, Mauern, Brunnen oder Gräber als auch deren bewegliche Inhalte wie Keramikscherben oder Metallobjekte. Werden sie durch Bauarbeiten gefährdet, kann eine archäologische Ausgrabung angeordnet werden. Übrigens: Alle bekannten oder vermuteten Bodendenkmäler in Bayern sind im BayernAtlas unter der Rubrik Planen und Bauen einsehbar.
Für das Bauprojekt Alto30 in Aubing musste wegen des möglichen Vorkommens solcher Bodendenkmäler eine Denkmalrechtliche Erlaubnis eingeholt werden. Nach Vorliegen konnte mit der archäologischen Untersuchung begonnen werden.
Wie ist die archäologische Untersuchung abgelaufen?
Im Allgemeinen lässt sich im Vorfeld kaum sagen, wie aufwendig eine Ausgrabung wird – mal bleibt ein großes Gebiet fundfrei, mal überrascht eine kleine Fläche mit vielen Funden. Besonders arbeitsintensiv sind daher Grabungen in historischen Stadtzentren.
In Aubing wurde zunächst der Oberboden – moderne Deckschichten bis auf den anstehenden Kiesboden – abgetragen. Zur Begleitung und Beaufsichtigung wurde die 3Archäologen GbR beauftragt. Stefan Sandbichler, Mitglied der Geschäftsleitung der Grabungsfirma, achtete darauf, dass keine wichtigen Schichten beschädigt wurden. Anschließend wurden auftretende Befunde markiert und schließlich dokumentiert.
Interessant zu wissen: Seit Juli 2023 gibt es in Bayern ein Schatzregal. Das bedeutet, dass sämtliche Funde aus archäologischen Ausgrabungen dem Freistaat gehören.

Die Ergebnisse der Archäologen
Zu der Grabung in Aubing beim Projekt Alto30 erklärt Archäologe Stefan Sandbichler:
Aufgrund der Lage im Altort Aubing war von mittelalterlichen bis neuzeitlichen Siedlungsbefunden auszugehen. Gefunden wurden genau diese vermuteten Siedlungsbefunde in Form von Pfostengruben, das sind Überreste ehemaliger, einfacher Holzgebäude. Zudem fanden wir in den Gruben Keramikfragmente sowie einfache Eisenfunde (v. a. Nägel).
Die Besonderheit des Baugrundstücks in Aubing bestand darin, dass viele moderne Störungen gefunden wurden – vor allem im Kellerbereich könnten noch Reste ehemaliger Brunnen vorhanden sein. Eine genaue Untersuchung dieser Bereiche steht aktuell noch aus.
Einfluss auf das Bauprojekt Alto30
Im Rahmen einer archäologischen Begleitung eines Bauprojekts kann es zu bedeutsamen, wertvollen Funden kommen. Archäologe Stefan Sandbichler erinnert sich an einen der bisher schönsten Funde seiner Firma im Rahmen einer Baustellenbegleitung: eine römische Münze, ein sog. Aureus aus dem 2. Jh. nach Christus.
In Aubing in der Altostraße kamen keine solche historischen Schätze zum Vorschein. Einerseits ist dies bedauerlich, denn wer wünscht sich nicht die Entdeckung eines spektakulären Gegenstands aus vergangenen Zeiten? Andererseits kann ein kostbares Zeitzeugnis im Boden die Planung und Realisierung eines Bauprojekts um eine sehr lange Zeit verzögern oder theoretisch sogar verhindern.
Die gute Nachricht: Alto30 wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gebremst von möglichen Bodendenkmälern. Das zukunftssichere, nachhaltige Bauprojekt kann wie geplant weitergehen und wird schon bald Menschen ein neues Zuhause bieten – mitten im historischen Dorfkern Aubings.